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Zusammenhalt in der Familie

Am 21 Juni 1927 kam sie in der Heppenheimer Vorstadt zu Welt, wo sie mit dem Bruder Heinz und  im Kreise vieler Cousinen aufgewachsen ist. Im Haus lebten noch viele weitere Familienangehörige und  ihren  Cousinen war sie wie eine große Schwester als die Älteste verbunden. Der Zusammenhalt  der Großfamilie hat sie für ihr Leben geprägt, und so war es ihr zeitlebens wichtig, dass in ihrer Familie Einigkeit herrscht.
Wenn es unter ihren Kindern einmal Streit gab, mussten sie sich vor dem Zubettgehen wieder vertragen, und mit der Ziehharmonika ging sie dann zu den Zimmern und hat die Kinder in den Schlaf gesungen. In ihrem Elternhaus lernte sie aber auch das Fundament für ihren Glauben, den sie sich zeitlebens bewahrt hat.

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Elli, 4 Jahre alt

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Elli, bei der Einschulung 1933

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Familie Schneider im Hof in Heppenheim

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Elli mit dem Schulentlassungskleid und ihren Cousinen Renate und Maria

Gerechtigkeit

In ihrem Elternhaus lernte sie aber auch die Haltung der Gerechtigkeit durch die Mutter, die den französischen Zwangsarbeiter Phalipou mit am Tisch essen lies, obwohl er nach der Vorstellung der damaligen Machthaber in den Stall hätte gehen sollen um dort zu essen. Die Mutter aber sagte, wenn man zusammen arbeitet, dann muss man auch zusammen essen. Sie wäre bereit gewesen um mit ihm in den Stall zu setzen, aber sie hat ihn kurzerhand in das Haus eingeladen. Er hat der Familie durch seine Briefe noch lange die Freundschaft gehalten. Sie hat daraus gelernt, als sie zum Beispiel dem halb jüdischen Mädchen Erika aus der Nachbarschaft jeden Tag heimlich eine Tasse Milch gegeben hat, was damals auch verboten war. Und das hat Erika nie vergessen. Das alles hat geprägt, und so hat sie zeitlebens versucht alle im Haus gleich zu behandeln. Nicht nur die Familie sondern auch alle die dort gearbeitet haben. Das galt auch für die Familienfeste, wo alle ohne Unterschied eingeladen wurden.

schulklasse-eleonorenschule-darmstadt_querKlasse in der Handelsschule / Elenorenschule in Darmstadt

Der Krieg

Als sie in der höheren Handelsschule in Mannheim war, erlebte sie wie nach einem Fliegerangriff die ganze Schule abgebrannt war. Man sah nur noch im Keller die noch glühenden Schreibmaschinen stehen. Sie erlebte auch wie eine Freundin aus Darmstadt ausgebombt wurde und von ihrem Haus und ihrer ganzen Familie war nur noch der Hausschlüssel übrig geblieben. Da wuchs ihre Sehnsucht nach Frieden. Sie wünschte für sich, für ihre Familie und für ihre Enkel, dass niemand mehr einen Krieg erleben müsste.

 

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Elli und Ludwig

In den Kriegstagen traf sie dann auch ihren späteren Mann Ludwig, als er sich als Verwundeter im Heppenheimer Lazarett vorstellte, wo sie bei der Aufnahme gearbeitet hat. Nach dieser Begegnung ging dem Ludwig seine Elli nicht mehr aus dem Kopf. An Ostern 1947 kamen dann die zwei zusammen und an Weihnachten 1947 war ihre Hochzeit. Nun kam Elli, die zwischenzeitlich bei Henry Kissinger bei der amerikanischen Militärregierung gearbeitet hat und von dort auf das Arbeitsamt gewechselt hatte, nach Lorsch, wo sie nun ab Januar 1948 in 65 Jahren ihre Heimat, ihre Arbeit, ihre Familie und ihr Zuhause hatte. Ludwig und Elli hatten ihre Arbeitsbereiche, aber sie waren durch ihre Arbeit immer zusammen und einander immer verbunden.
Sie harmonierten gut miteinander, bis er im Dezember 1998 nach wenigen Monaten schwerer Krankheit gestorben ist. Seitdem hat sie dennoch jeden Tag mit ihm gesprochen und sie wusste sich ihm verbunden aus dem Vertrauen heraus, dass der Tod uns zwar äußerlich trennt, aber das das innere Leben und die Verbundenheit nicht sterben.

In der Küche war bis zum Schluss ihr besonderer Arbeitsplatz. Es wurde immer so gekocht, dass für alle etwas da war, auch wenn die Kinder spontan von der Schule Freunde mitbrachten oder wenn Austauschschülerinnen bei ihr für ein paar Urlaubstage Aufnahme fanden und sie wie eine zweite Mama erlebten.

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Elli mit den Schwiegereltern, ihrem Mann Ludwig, der Schwägerin und Schwager und mit dem ersten Kind – Ernst-Ludwig

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Elli mit Ludwig und den Schwiegereltern beim 225 jährigen Firmenjubiläum der Bäckerei Drayß

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Elli mit Ludwig und der Schwiegermutter und den Kindern Ernst-Ludwig, Friedel und Irene

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Weihnachten 1960: Elli mit Ludwig den Kindern Ernst-Ludwig, Friedel, Irene, Karl-Heinz und dem Jüngsten – Hans-Günther sowie der „Ammebäs“ Katharina Hartnagel

Offen für die Jugend

Im ehemaligen Saustall des Hofes konnten sich die Jugendlichen immer treffen und wenn mal Einer zuhause Probleme hatte, konnte er für eine Zeit mit im Haus unterkommen. Die Eltern wurden natürlich benachrichtigt, und so hat einer der damaligen Jugendlichen sie als die erste Sozialarbeiterin von Lorsch bezeichnet. Sie war die „Saustallmama“, aber wehe wenn jemand mit seinem Mofa in den Hof geknattert ist,  da war für sie der Friede aus: Die  Bäcker mussten schlafen können.

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Elli mit ihrem Sohn Friedel in der Backstube

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Goldene Hochzeit

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Goldene Hochzeit: Empfang beim Bürgermeister Jäger im Rathaus Lorsch

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Kreppel backen an Fastnacht – hier war Elli in ihrem Element

Sie war ein Mensch der unkompliziert und unbürokratisch gehandelt hat. Sie hatte ihre Ecken und Kanten, wie jeder von uns. Ihr war nichts zu viel, und gern war sie zum Ausliefern der Backwaren  mit dem Auto unterwegs. Gern hat sie dann die Lieder und Schlager ihrer Jugend gehört und mitgesungen.

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Elli und ihr Ludwig im Kreis ihrer Enkel

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Ellis 80. Geburtstag mit Ihrem Bruder und Cousinen und Cousins

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Elli war für jeden Spaß zu haben

Sie hatte trotz ihrer gesundheitlichen Probleme immer wieder die Kraft neu anzufangen. Doch zuletzt spürte sie, wie sie die Kraft doch verlies. Als am letzten Sonntagabend noch die Handtücher zusammengelegt werden sollten, sagte sie zur Schwiegertochter Heike: „Lass das, ich mach das morgen.“ Doch das hat sie nicht mehr geschafft.

Noch am Wochenende vor ihrem Tod saß die Familie zusammen und schaute miteinander einen Film, den eine Enkelin von Elli zusammengestellt hat, wo sie die ganze Familie noch einmal gesehen hat: Die 5 Kinder mit den Partnern, die 16 Enkel und die 5 Urenkel. Die ganze Familie um die sich immer gesorgt hat und die ihre Freude und ihr Stolz war.

Und in der Nacht zum Montag ist sie ganz still im Schlaf gestorben.

 

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Impressum

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für Elli Drayß
im Auftrag von Ernst-Ludwig Drayß

Text: Auszüge aus der Trauerrede von Pfarrer Differenz
für Elli Drayß am 28. März 2013

Bilder + copyright:
Eigentum der Familie Drayß

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